Montag, 27. Oktober 2008

Von Beijing nach Chengdu

Wiedermal gings mit dem Zug von Beijing aus weiter nach Pingyao, Reisezeit 11 Stunden. Da wir keine Hardsleeper Plaetze (2. Klasse, Betten im offenen 6-er Abteil) mehr bekommen haben heisst es sitzen in der 3. Klasse, was uns zuerst ziemlich betruebt hat. Es ist nur schon schwierig in den Zug rein zukommen, da er so voll ist und die Leute bereits im Gang stehen mit all ihren Kisten und Kartons. Gut haben wir wenigstens Sitzplaetze (so schnell aendern sich die Ansichten). Wahrscheinlich muss man so eine Zugfahrt mal erlebt haben, aber als es dann halb vier wurde (Nachts) und wir aussteigen konnten, waren wir auch nicht traurig.


Wir werden abgholt von unserem Hostal mit einem Motorrad Taxi (Motorrad mit einer Art Anhaenger). Eine phantastische Fahrt im Stockdunkeln durch die mystisch wirkenden Gassen der Altstadt von Pingyao erfolgt und stimmt uns ein auf 2 wunderbare erholsame Tage. Wir werden waermstens empfangen im Hostal, bekommen ein Zimmer und schlafen noch ein paar Stunden. Die beiden kommenden Tage verbringen wir mit bummeln durch die Altstadt, welche von einer historischen Stadtmauer umgeben wird. Innerhalb der Mauern gibt es keine Autos und ueberall haengen rote Laternen, was das Bummeln noch viel entspannter macht. Wir treffen alte Bekannte aus Finnland an, welche wir bereits in Russland auf der Insel Olchon kennengelernt haben und immer wieder treffen und essen mit Ihnen Znacht. Je mehr Leute zusammen essen, desto reichhaltiger wird die Auswahl.



Dann ist wieder Zugfahren angesagt. Diesmal bekommen wir die Hardsleeper Betten (2. Klasse) fuer die Fahrt nach Xian und wir freuen uns. Doch die Freude haelt nicht lange an. Als wir in den Zug einsteigen kommt uns schon ein geschnarche entgegen und ausgerechnet bei unseren Betten sind die groessten Schnarchnasen. Irgendwie schaffen wir es dann doch einzuschlafen und am Morgen ist alles vergessen. Wir finden ein schoenes Hotel und noch am gleichen Tag fahren wir mit dem Bus zu der beruehmten Terrakotta Armee, eine Grabanlage des Kaisers mit einer Tonarmee bestehend aus 1000 Manngrossen Tonsoldaten, welche vor 2000 Jahren erschaffen wurden. Den anderen Tag verbringen wir mit Ausschlafen und Abklaerungen fuer unsere Visa Verlaengerung. Dann gehts schon wieder weiter. Wir moechten zu einem Nationalpark und haben uns mit der freundlichen Unterstuetzung der Hotelmitarbeiterinnen eine eigene Reiseroute (Zug und Bus) rausgesucht um dorthin zu gelangen.



Es ist wieder Zugfahren angesagt. Auch diesmal bekommen wir die gewuenschten Hardsleeper Betten (2. Klasse) und die Zufahrt vergeht schnell, da wir von lauter netter Menschen umgeben sind und alle mit uns reden wollen. Zum Glueck kann unser Bettnachbar englisch und er uebersetzt fleissig fuer alle Mitreisenden. Wir bekommen Einladungen zum Essen bei ihnen zu hause und erhalten Tee und Aepfel geschenkt und sie wollen wissen wohin wir reisen und wie es uns gefaellt. Unsere Zugfahrt soll uns nach Jangyou bringen, wo wir in einen Bus in Richtung Nationalpark Jiuzhaigou umsteigen wollen. Irgendwann erfahren wir dass der Zug 4 Std. Verspaetung hat . Da wird uns etwas mulmig zumute, da unser Bus 2.5 Std. nach Zugankunft faehrt und es ist der einzige Bus am Tag. Da der Ort wo wir umsteigen nicht in unserem Reisefuehrer ist, haben wir keine Ahnung ob es dort Hotels gibt und natuerlich auch keinen Stadtplan. Als wir am Morgen ankommen, ist es halb Acht, der Bus faehrt um Acht. Das koente knapp reichen. Leider sind fast alle unsere Zugmitreisenden bereits ausgestiegen (vor allem der englisch sprechende Alan) und wir haben natuerlich keine Ahnung, wo der Bus faehrt. Aber eine Chinesin steigt mit uns aus dem Zug und wir zeigen ihr unseren vorbereiteten Zettel auf welchem in Chinesisch steht, dass wir 2 Bustickets nach Jiuzhaigou brauchen. Sie reagiert schnell und setzt uns in ein Taxi, begleitet uns und organisiert uns die Bustickets. Einige Minuten spaeter sitzen wir im Bus mit vielen hocherfreuten Chinesen die munter auf uns los plappern und los gehts schon. Ohne Hilfe dieser Frau haetten wir den Busbahnhof nicht gefunden und haetten den Bus verpasst. Wir koennen es kaum fassen dass es alles so reibungslos klappt und sind einmal mehr beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Chinesen. Aber der Tag geht ja noch weiter und es soll nicht unsere letzte Sorge gewesen sein mit dem Busbahnhof.
Die Busfahrt fuehrt uns durchs Erdbebengebiet (Erdbeben vom 12. Mai 08, Staerke 7.8). Die Schaeden des Erdbebens sind sehr gut zu sehen und es geht ganz schoen unter die Haut wenn man als wohlbehueteter Tourist im Bus sitzt und durch die zerstoerten Doerfer faehrt. Die Leute sind am wiederaufbauen ihrer Haeuser, ueberall liegen neue Ziegelsteine und stehen Notzelte. Wir hoffen fuer die Region dass es kein weiteres Beben mehr gibt.
Nach 8 Std. Busfahrt kommen wir an und alle steigen aus. Wir setzen uns auf eine Bank um im Reisefuehrer nach einem Hotel zu suchen. Die anderen steigen in einen anderen Bus und winken uns noch, da aber niemand von ihnen englisch spricht haben wir keine Ahnung wohin ihre Reise geht. Wir stapfen los um unser Hotel zu finden und irgendwie stimmt die Karte nicht mit dem Ort ueberein oder umgekehrt. Wir versuchen auf der Strasse zu fragen, doch niemand versteht uns. Wir beschliessen ein Taxi anzuhalten damit es uns zum Hotel bring, die Hoteladresse haben wir in chinesisch, doch der Taxifahrer will 150 Yuan (ca. 20 USD) was viel zu viel ist, da wir meinen das Hotel sei nur einige hundert Meter entfernt. Irgendwann merken wir, dass wir wohl nicht da sind wo wir sein moechten...nur wo sind wir??? Wir gehen zurueck zum Busbahnhof und finden jemand der Englisch kann. Er erklaert uns dass wir in Jiuzhaigou County sind, dass der Nationalpark Jiuzhaigou mit den Hotels wo wir hinwollen aber noch 50 km entfernt ist. Aha...er erklaert uns auch dass es jetzt keinen Bus mehr dorthin gibt. Das heisst wir sind gestrandet an einem Ort den wir nicht kennen.
Zaehe Verhandlungen mit einem Taxifahrer beginnen und schlussendlich einigen wir uns auf 70 Yuan (10 USD), dafuer nimmt er noch andere Gaeste mit. Gluecklicherweise kann einer dieser Gaeste im Taxi Englisch und so verhilft uns der Taxifahrer und der andere Gast zu einem super Hotel zu einem guten Preis, was wir ohne die Taxifahrt nicht geschafft haetten. So ist alles wieder im Lot, wir koennen wieder lachen und haben ein Bett ueber dem Kopf nach einer Nacht im Zug und einem Tag im Bus. Doch natuerlich haben wir noch Hunger. Im naechsten Restaurant vom Hotel gibts weder Bildli noch eine englische Speisekarte, wir schauen was die anderen so essen und zeigen auf die Speisen die am besten aussehen. Abenteuerlich, aber man wird satt...und so neigt sich dieser Tag dem Ende zu, welcher wirklich China Reisen pur war.

Am naechsten Tag gings dann um 7 Uhr frueh los in den Nationalpark Jiuzhaigou. Es hat viele jadegruene Seen, Wasserfaelle und rundherum hat es Schneeberge. Man kann den Seen entlang wandern und die Natur geniessen. Das Wasser in den Seen ist so klar, dass man den Grund sieht und im Wasser hat es Aeste und ganze Baueme, welche spektakulaer aussehen. Der Tag war wunderschoen und erholsam.


Nach unserem Wandertag im Nationalpark gings weiter nach Songpan (2850 m.u.M), nahe an Tibet. Unterwegs hats geschneit...Songpan ist beruehmt fuer seine schoene Landschaft und dass die Visumsverlaengerung schnell geht. Wir brauchen eine Visumverlaengerung und mit etwas Hartnaeckigkeit haben wir es dann tatsaechlich auch geschafft es so zu verlaengern wie wir es brauchen (mit Ausreisemoeglichkeit nach Hong Kong und Wiedereinreise nach China). Nun sind wir diese Sorge auch los und koennen nochmals 30 Tage in China bleiben wenn wir wollen. In Songpan gibts auch schoene Teehaueser wo man den Nachmittag verbringen und den aelteren Chinesenmannen beim Kartenspiele zuschauen kann.

Dann ist wieder Busfahren angesagt nach Chengdu, 11 endlose Stunden ueber verschneite Berge und durch Taeler. Wir sind wirklich froh als wir in Chengdu ankommen und goennen uns 2 Tage nichts tun. Es regnet hier, es hat Smog und viel Stau, was zu einer Weltungergangsstimmung fuehrt, aber natuerlich nur optisch, nicht in unserem Herzen. Wir verweilen uns mit feinem frischem Kaffee zum Fruehstueck (natuerlich trinken wir auch viel chinesischen Tee), heisser Dusche am Abend, Massagen und ausschlafen. Das sind die Dinge, welche Reisende schaetzen und die hier Wohlbefinden ausloesen...Am Mittwoch wollen wir Pandabaeren gucken gehen, dafuer ist Chengdu bekannt. Aber davon berichten wir euch dann spaeter mit hoffentlich entsprechenden Panda Fotos :-)

Chinagruesse aus dem Regen





1 Kommentar:

herman O. hat gesagt…

'Hǎojiǔ bù jiàn'!
wie schemckt eigentlich der 'mǐjiǔ'?
Ist das was für die roiber's oder gilt da eher das chinesische Motto:
'jī bù zé shí'
Wie auch immer...

Nun Eure Zugfahrtenabenteuer sind doch eine andere Kategorie als die Freuden und Leiden der SBB-GA-Reisenden ;-)

Aber ist schon toll, die Neugierde und Hilsbereitschaft der Chinesen und Chinesinnen. Kann mir gut vorstellen dass ihr ab und zu einfach froh seit am richtigen Ort anzukommen und wieder mal relaxen.

Die Terrakaotta Armee stelle ich mir ziemlich imposant vor, komischer Spleen seine Armee in Tonkrieger zu giessen (sagt das nicht Sämi Schmid dass es so was gibt, der hat nämlich auch so einen Hang zu komischen Ideen...).

Tja und dann kam mir doch plötzlich die Idee des perfekten Weihnachtsgeschenkes für die roiber, nur ist das so schwer dass weder Versand noch Mitgabe möglich sind. So müsst Ihr Euch noch ein wenig gedulden :-)

Ach ja, damit Ihr eine Eurer Traveller Sorgen abhaken könnt - the singer is Katie Melua.

Bin gespannt auf den Panda-Post, Gruss und weiterhin viele Abenteuer,
hermano.