Kambodscha ist ein sehr eindrueckliches Land. Zuerst verbrachten wir zwei Tage in Phnom Penh, wo wir das Tuol Sleng Museum besucht haben. Dies ist eine ehemalige Schule, die von Pol Pots "Khmer Rouge" zu einem geheimen Befragungslager umfunktioniert wurde. Zehntausende wurden hier ausgefragt, gefoltert und umgebracht. Um Interniert zu werden, reichte es, "zu viel Bildung" zu haben oder im Verdacht zu stehen, Gegner des Regimes zu sein. In vier Gebaeuden sind auf jeweils zwei Stockwerken interessante Fotoausstellungen ueber diese Zeit zu sehen, die einem erschuetternde Fakten ueber das Terrorregime von 1975-1979 bieten.
Am zweiten Tag haben wir einen Ausflug nach "Neak Luong" gemacht. Dort fuhren wir zu einem Projekt fuer Strassenkinder namens "Goutte d´eau", welches zwei Freunde der Roiber einige Jahre zuvor betreut hatten. Die Fahrt dorthin bot einen interessanten Einblick ins Landleben der Kambodschaner. Wir stiegen in einen Minibus welcher ziemlich vollgeladen wurde. Als wir das Gefuehl hatten, jetzt sei er voll, stiegen immer noch mehr Leute hinzu. Schlussendlich teilten sich die Roiber den Beifahrersitz und der Fahrer teilte sich den Fahrsersitz mit einem Fahrgast. Es sah fast so aus, als wuerde einer der beiden bremsen und der Andere Gas geben... Irgendwie sind wir angekommen. Zufaelligerweise war gerade eine schweizer Sozialarbeiterin vor Ort, welche fuer das Fundraising des Projektes zustaendig ist. Es war spannend mit ihr zu reden und wir bekamen eine Fuehrung durch die verschiedenen Gebauede. Die Kinder koennen dort zur Schule gehen und vier verschiedene Berufe lernen (Schneiderin, Coiffeur, Schreiner, Velo- und Motomechaniker). Das Projekt beherbergt derzeit 50 Kinder permanent. Dies sind Waisenkinder oder Kinder, bei denen die Situation zuhause so schlecht ist, dass man sie nicht mehr dorthin zurueck schicken kann. Fuer die Kinder bei denen das familiaere Umfeld noch einigermassen intakt ist, gibt es ein "Daycare-Center". Das bedeutet, waehrend einem halben Tag wird im Center gelernt und die zweite Tageshaelfte koennen die Kinder dann ihrer Familie bei verschiedenen Arbeiten (meist auf dem Land) helfen. Das Daycare besuchen derzeit etwa 200 Kinder.
Nach Phnom Penh gings mit dem Bus nach Kampot, ein kleiner Ort im Sueden das Landes, nahe am Meer. Dort fanden wir einen romantischen Bungalow mit vielen Orchideen im Garten. Die friedliche Stimmung wurde aber bald schon durch eine kambodschanische Hochzeit gestoert, welche in der Naehe stattfand. Die Hochzeiten in Kambodscha dauern jeweils zwei bis drei Tage und es wird bis spaet in die Nacht hinein zu lauter Musik gefeiert. In den fruehen Morgenstunden sind die ersten Familienmitglieder dann wieder am Start und der naechste Tag wird - natuerlich wieder zu lauter Khmermusik - in Angriff genommen. Verlierer sind dabei eigentlich alle die in der Naehe wohnen und nicht eingeladen sind. Als es dann doch mitten in der Nacht ploetzlich ruhig wurde, drehten saemtliche ortsansaessigen Haehne durch und wollten allen beweisen, dass sie mindestens genauso viel Laerm machen koennen, wie eine komplette Hochzeitsgesellschaft. So sind wir leider nicht zu besonders viel Schlaf gekommen, trotz unserem schoenen Bungalow. Tagsueber haben wir uns dann ein Motorrad gemietet und einen Abstecher ins nahegelegene "Kep", welches am Meer liegt, gemacht. Besonders spannend bei diesem Ausflug war die kleine Dschungelfahrt, die ziemlich roiberisch um und auf einen
Aussichtsberg fuehrte.
Nach Kampot gings weiter nach Battanbang, eine kleine relaxte Stadt am Fluss. Dort haben wir einen Ausflug mit einem Guide durch Reisfelder und kleine Doerfer zu verschiedenen Tempelbergen gemacht. Es war spannend mit ihm zu reden und einmal mehr fiel uns auf, wie humorvoll und friedlich die Kambodschaner trotz ihrer duesteren Vergangenheit sind. Von Battanbang aus gings dann mit dem Boot nach Siem Reap. Die Fahrt dauerte 6 Stunden und wir konnten auf dem Dach des Bootes sitzen. Diese Bootsfahrt ist sicherlich eines der Highlights fuer Rucksackroiber in Kambodscha. Sie ist sehr idyllisch und fuehrt durch schoene Landschaften und schwimmende Doerfer. Man bekommt die Gelegenheit, einen tiefen Einblick in die Lebensweise Kambodschanischer Fischerfamilien zu erhalten. Ihre Hauser stehen direkt am Wasser und man kann den Fischern im Vorbeifahren bei Ihrer Arbeit zusehen.
In Siem Reap befinden sich die beruehmten Tempelanlagen von Angkor, wahrscheinlich der Hoehepunkt jeder Kambodschareise. Wir haben einen Dreitagespass gekauft und sind mit unseren Leihfahrraedern um fuenf Uhr morgens in die Dunkelheit geradelt. Als erstes bestiegen wir den Phnom Bakeng. Dieser Berg ist bekannt fuer malerische Sonneuntergaenge mit Aussicht auf den maechtigsten aller Tempel, den Angkor Wat. So malerisch sind die Sonnenuntergaenge dort mittlerweile leider nicht mehr, weil etwa 780 gleichgesinnte auf dem doch eher kleinen Tempelberg anzutreffen sind, die sich dann um die beten Fotoplaetze rangeln. Die Roiber zogen es vor, sich antizyklisch zu verhalten und wurden dafuer in den fruehesten Morgenstunden mit einem eindruecklichen Sonnenaufgang belohnt, den ausser den Roibern nur noch vier oder fuenf andere Touristen an diesem Ort genossen. Weiter gings zu Angkor Thom, einer Tempelstadt, die zur Bluetezeit von bis zu einer Million Khmers bewohnt wurde. Die Roiber haben auch hier einen Weg "off the tracks" gefunden. Sie fuhren mit ihren Raedern auf der alten Stadtmauer, wo sie die einzigen Touristen waren. Unterwegs versperrten zwei Affen todesmutig den Weg und forderten den horrenden Wegzoll von zwei Bananen. Angesichts der Zustaende in den hiesigen Krankenhaeusern, zogen es die Roiber vor, die geforderte Essensration rauszuruecken und wurden dann auch prompt in Ruhe gelassen. So konnte es nun zu "Bayon" weitergehen, dem Haupttempel von Angkor Thom. Von 52 jeweils meterhohen Tuermen blicken jeweils vier rieseige Steingesichter in alle vier Himmelsrichtungen. Sehr imposant. Bevor die Roiber sich ein Mittagessen in der gnadenlosen Mittagshitze goennten, schauten sie sich noch die verbleibenden kleineren Tempel und die Koenigsterrasse an. Es war sehr eindruecklich, dort oben zu stehen und sich vorzustellen, wie sich der Koenig vor ueber 1000 Jahren gefuehlt hat, als er zu seinem Volk gesprochen hat. Nach dem Essen gings in den Wald hinein zu einem sehr kleinen Tempel namens "Ta Nei", der eher unbekannt und daher auch wenig besucht ist. Ein letztes Highlight war dann "Ta Prohm", der Tempel der durch Lara Croft bekannt wurde. Dort wuchern riesige Baeume auf dem alten Gemaeuer und durch den wucherneden Dschungel kommt Entdeckerstimmung auf. Als wir schliesslich zurueckradelten, wurde es bereits dunkel und der riesige Vollmond ging ueber dem Koeniglichen Becken auf. Auch der zweite Tag beschaeftigte uns mit Tempelbesuchen von Sonnenauf- bis untergang und erste Ermuedungserscheinungen machten sich breit. Strategisch ausgekluegelt haben sich die Roiber die Hautattraktion "Angkor Wat" auf den letzten Tag aufgespart. Hier ist es nicht moeglich, den Touristenmassen zu entgehen, aber die Zeit von acht bis zehn Uhr morgens war noch sehr ertraeglich. Der Roiber war ein bisschen enttaeuscht, dass man nicht mehr die dritte und hoechste Ebene des Tempels besteigen konnte. Das war bei seinen ersten beiden Besuchen 1998 und 1999 noch moeglich. Von dort hat man einen schoenen Ausblick ueber das kilometergrosse Gelaende. Doch solchen Lappalien trauern echte Roiber nicht lange nach. Gegen Abend stiegen sie einfach in den nahegelegenen Fesselballon und schauten sich die ganze Anlage dann eben aus der Luft an. Dies war ein herrlicher und wuerdiger Abschluss unserer Tempeltage und die Roiberin, welche schon einige Tage gekraenkelt hat, konnte sich nun gehen- und das Fieber ausbrechen lassen. Zum Glueck haben wir zur Zeit eine schoene Unterkunft, die uebrigens von einem Schweizer gefuehrt wird, und so kann sich die Roiberin nun in entsprechendem Ambiente fuer die anstehende Reise nach Bangkok aufpaeppeln. Bis in vier Tagen sollte dann der Husten und das Fieber weg sein, damit Thailands Straende erroibert werden koennen....
Dienstag, 16. Dezember 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Hallo Ihr Beiden,
Bin dringend auf der Suche nach Eurer Adresse in Phuket. Liebe Grüsse, Pat
Kommentar veröffentlichen